Pressebericht aus dem Umweltjournal (2008) als PDF
"Sie haben stets einen vollen Öltank"
Die Menschen könnten sich von fossiler, atomarer und solarer Energie sowie von Biomasse lösen und mit Erdwärme den Normalbedarf
decken.
Seit Jahrzehnten konzipiert Hans Hildebrand Erdwärmeanlagen. Über 70 sind im Kanton Zug zum Teil seit über 20 Jahren in Betrieb.
Landesweit hat er mit seiner Firma in Walchwil über 350 Anlagen erstellt. Jetzt hat der gebürtige Deutsche an der Genfer Erfindermesse
die Goldmedaille für die geothermische Stromgewinnung gewonnen. Das Verfahren ist patentrechtlich geschützt.
Anlagen laufen seit langem
Allein in Walchwil sind etwa 40 Anlagen zum Teil seit Jahrzehnten in Betrieb, so im Schulhaus oder in der Überbauung Hörmdlirain.
Das Prinzip beruht darauf, dass ein Bohrloch in die Erde getrieben wird und die Wärme des Wassers in der Erde zur Energiegewinnung
genutzt wird. Für die Versorgung eines Einfamilienhauses braucht es eine Bohrung bis Etwa 180 Meter Tiefe, für ein Zweifamilienhaus
bis zu 250 Meter, für einen Wohnblock bis 600 oder 700 Meter.
Das Prinzip basiert darauf, daß der Erde mit Wasserzirkulation in einer Bohrung Wärme entzogen wird. Im 1000 Metern Tiefe ist die Erde
etwa 40 Grad warm, in 2000 Metern etwa 75 Grad, in 3000 Metern 110 Grad und in 7000 Metern 250 Grad. Das Prinzip der
Erdwärmebohrunge, wie Hildebrand es anwendet, beruht auf einer Ein-Loch-Bohrung. Die von anderen praktizierte Bohrung von zwei
Löchern mit Zirkulation des Wassers ist laut Fachleuten mit einem Fündigkeitsrisiko behaftet, das beim Prinzip Hildebrands nicht
vorkommt, denn hier zirkuliert das Wasser um die einzelne Bohrung herum.
"Die Geothermie besitzt das grösste für uns Menschen verfügbare Energiepotenzial", so Hildebrand. "Es kann in jedem Land durch
Bohrungen zur Stromerzeugung, zur Wärmegewinnung und Kühlung erschlossen werden und das Land energetisch unabhängig
machen."Es brauche bloss die Erdenergieströmung aktiviert zu werden. Hildebrand sagt dies noch eingängiger: " Mit Geothermie
schaffen sie sich immer einen vollen Öltank."
Revolution im Energiesektor
Das Erdöl auf der Erde scheint zur Neige zu gehen, die Preise bewegen sich kontinuierlich nach oben: "In wenigen Jahren wird man laut
Weltbank bei 100 Dollar pro Barrel sein, aber man wird nicht mehr über den Preis reden, sondern über die Versorgungssicherheit." Das
Erdgas sei im Preis ans Erdöl gebunden, die Solarenergie decke 2 bis 3 Prozent des Bedarfs, die Biomasse habe ebenfalls nur einen
geringen Anteil. "Und die Wälder kann man nicht leerplündern, die Holzschnitzel können aber sehr gut zur Ergänzung bei einem
Spitzenbedarf an Wärme eingesetzt werden."
Erdwärme dagegen ist unbeschränkt verfügbar. Die Erde wärmt sich durch radioaktive Reaktionsprozesse hauptsächlich im Mantel des
Erdinneren auf, die Erdenergieströmung sorgt dafür, dass die Erde Wärme abgibt. "Mann muss keine Bedenken haben, die Erde sei
eines Tages ausgekühlt. Als Beispiel möge dienen, dass die durch Ausbruch des Pinatubo auf den Philippinen in den Neunzigerjahren
freigesetzte Energie den Energiebedarf der ganzen Erde von etwa zehn Jahren gedeckt hätte."
Mit Erdwärme entsteht keinerlei Umweltbelastung, und jedes Land wäre von Energieimport unabhängig. Denn 50 Meter vom Bohrloch
weg kann das nächste zur Stromproduktion gesetzt werden. Zur Wärmeproduktion genügt ein Abstand von 10 Metern, und Zapfsäulen für
Wasserstoff als Treibstoff liessen sich überall einrichten wie jetzt für Erdgas. (Karl Etter)